Stadtteilbienen 2017

So sah das Projekt im Jahr 2017 aus

Dem Aufruf des Imkers über die Stadtzeitung, sich an unserem Verkaufsstand am Apfelmarkt im Oktober 2016 direkt bei ihm zu informieren, sind viele Besucher gefolgt. Den ganzen Tag stand er interessierten Fürther Bürgerinnen und Bürgern Rede und Antwort. Es ergaben sich viele interessante Gespräche

Etliche Gärten, bzw. deren Besitzer, haben sich dann in 2017 an unserem Projekt beteiligt und eine Patenschaft übernommen. Sie betrachten die "Aufstellgebühr" für die Völker als ihren Beitrag zum Umweltschutz. Sicher die richtige Denkweise.

Die Saison 2017 startete mit einem sehr warmen März, den wir temperaturmäßig alle sehr genossen haben.

Für die Bienen waren diese wie es so schön heißt "für die Jahreszeit zu warm"en Tage nicht gut. Sie flogen bereits aus, konnten jedoch noch keine Nahrung finden. So kam es dazu, dass sich etliche Bienenvölker "kahl geflogen" haben, sprich die Flugbienen auf der Suche nach Futter unterwegs verhungerten und die Völker dadurch massivst kleiner wurden.

Bis zu 20 Grad lockten uns nach draußen und die Bienenpaten warteten voller Ungeduld darauf, dass die vereinbarten Völker so schnell wie möglich bei Ihnen einziehen.

Dem Imker war es jedoch wichtig, die Auswinterung und den Reinigungsflug abzuwarten, damit die Bienen in der neuen Umgebung nicht gleich mit einem negativen Erlebnis für die Bienenpaten und deren Nachbarschaft durch evtl. verschmutzte Wäsche und Autos starten.

Im April erfolgte dann der herbe Rückschlag: Neuerlicher Frost. Aufgrund der warmen Temperaturen im Vormonat waren die Blüten der Obstbäume schon sehr weit, sodass der Frost die Obstblüte mancher Orts leider voll erwischt hat. Aus diesem Grund mussten wir dieses Jahr auf Frühjahrsblütenhonig verzichten. Gerne hätten wir im Mai zum ersten mal Honig geschleudert und unseren Bienenpaten je ein Glas überreicht. Die Enttäuschung über die erfrorenen Blüten war auf allen Seiten groß.

Mai und Juni folgten, die Völker hungerten. Die Obstblüte stellt im Frühjahr die Haupttrachtquelle dar, wenn diese ausfällt, muss der Imker seine Völker ständig beobachten und ggf. tatsächlich füttern gehen, sprich eingelagerte Honigwaben aus dem Vorjahr zuhängen, wenn er möchte, dass seine Völker sich trotzdem gut entwickeln. Bei diesen Besuchen konnte er so manchen Paten im Garten antreffen und Fragen zu den neuen Gartenbewohnern und deren Verhaltensweisen erläutern.

Unsere Bienen wurden stets für ihren Fleiß bewundert und wir erhielten ein ums andere Mal die Bestätigung, dass sie sich völlig unkompliziert geben und sich Niemand belästigt fühlte.

Im Juni, Juli und August ging es dann langsam aber stetig bergauf und dank des schönen Wetters (große Teile Deutschlands erlebten in 2017 einen sehr regenreichen Sommer - nicht so wir hier in Franken) konnten die Bienen dann doch noch fleißig Nektar eintragen. Die Honigernte der Sommertracht Ende August/Anfang September konnte sich dann doch noch sehen lassen.

Und so konnten wir Mitte September, nachdem der Honig geerntet, streng nach Standorten getrennt geschleudert wurde und sich mehrfach gesiebt und von Wachsresten gereinigt, verkaufsfertig in den Eimern befand, den Bienenpaten die ersten Gläser präsentieren. Der Honig aus dem eigenen Garten fand großen Anklang und wurde, nach der Enttäuschung im Frühjahr, schon mehr als sehnsüchtig erwartet. Die individualisierten Etiketten mit Namen und Standort darauf taten ihr Übriges.

Wir haben den Honig natürlich mit den uns gegebenen Messmethoden getestet und konnten, wie bei uns üblich, durchweg vollreifen Honig mit Werten ernten, die weit besser als die strengsten Honig-Verordnungen sind. Ein sehr geringer Wassergehalt, gutes Wabenwerk, der vollkommene Verzicht auf den Einsatz jeglicher Zusatzstoffe oder Einsatz von Rauch oder sonstigen Repelllets, denen Bienenvölker zuweilen ausgesetzt werden, um die Bearbeitung zu erleichern, bis hin zur Völkerführung ohne Absperrgitter, so dass sich große Völker bilden, zeigten wieder einmal Wirkung.

Besonders schön war für uns, zu erfahren, dass sich unsere Bienenpaten rührend um die Bienen sorgten, wenn sich diese einmal anders benahmen, als in den Vortagen.

  • Sie konnten selbst beobachten, wie die Sammlerinnen auf Kälteeinbrüche und Regenwetter reagieren.
  • Sie machten sich Gedanken darüber, in welchem Abstand zum Bienenvolk die gewohnte Zigarette im Garten geraucht werden darf, ohne dass man die Tiere stört.
  • Und sie staunten nicht schlecht, als sie in diesem Zusammenhang erfuhren, dass eine Biene um ein Vielfaches besser riechen kann, als jeder Hund. (Was dem Genuss einer Zigarette im eigenen Garten jedoch nicht entgegen steht.)

Solche kleinen, freudigen Momente machten dem Imker die Mühen wett, stets von Standort zu Standort "tingeln zu müssen" und oftmals noch erst am späten Abend "die Runde gemacht zu haben."

Herzlichen Dank an alle Bienenpaten, die sich noch selbstkritischer Gedanken über den Einsatz von Giften in ihren Gärten und ihrem Umfeld gemacht haben.

Man schützt eben besonders, was man kennt!

Auch nicht verschweigen möchten wir, dass es in ein/zwei Gärten einmal einen "Zusammenstoß" mit einer Biene gab, der mit einem unliebsamen Stich endete. Dies blieb jedoch angesichts der dort in der Regel aufgestellten 100.000 Bienen, die große Ausnahme.

  • Wenn man selbstlos eine beim Wasserholen in den Gartenteich gefallene Biene, die kurz vor dem Ertrinken ist, rettet und sie deshalb mit der bloßen Hand aus dem Wasser holt, kann es schon einmal vorkommen, dass diese dann mit letzter Kraft doch einmal sticht. Der ware Natufreund verzagt angesichts solch eines "Unglücksfalles" ganz sicher nicht und bedient sich in künftigen Fällen einfach eines Rettungswerkzeuges in Form eines Ästchens, Blattes, Gartengerätes oder Ähnlichem.
  • Ferner hatten wir für interessierte Bienenpaten, wie versprochen, immer eine Schutzjacke mit Gesichtsschleier dabei. An manchen Tagen waren die Bienen leider auch mit dem Imker nicht allzu zimperlich und als der hartgesottene Bienenpate in diesem Falle dankend auf die Schutzkleidung verzichtete und dennoch direkt ans Volk kam, so erhielt er an diesem Tag prompt die Quittung einer übermütigen Biene. Er nahm es sportlich!

Derartige Zwischenfälle stellten jedoch die großen Ausnahmen dar und die betroffenen Bienenpaten erhielten quasi eine kleine Sitzung "Apitherapie" kostenfrei vor Ort. ;-)

 

Trotz der Startschwierigkeiten im Frühjahr war das Projekt Stadtteilbienen in 2017 eine gelungene Sache für alle Beteiligten und wir haben bereits von allen Gartenbesitzern die Zusage, sich auch nächstes Jahr wieder beteiligen zu wollen.

Die Betrachtung der Aktion aus Imkersicht bestätigt einmal mehr, was sich seit Jahren abzeichnet: Den Honigbienen geht es inzwischen in den städtischen Gärten besser, als in landwirtschaftlich geprägten Flächen. Die Völker unserer Stadtteilbienen sind kräftiger und widerstandsfähiger und konnten weit mehr Pollen und Nektar eintragen, als der Teil unserer Völker, der auf landwirtschaftlich genutzten Flächen aufgestellt wurde.
Hier finden sie mehr zu diesem Thema:
Die Bienen auf dem Lande

Fürth, im September 2017

 

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